#GEDANKENBLITZ | Komplexität und evolutionäre Systeme

Evolution ist immer und überall.

Niklas Luhmann

Grundsätzlich finde ich es gut, dass wir Dinge, die sich immer wieder ähnlich wiederholen standardisieren und Prozesse definieren. Das erleichtert manches, schafft Freiräume für die Dinge, die nicht standardisierbar sind und entlastet erheblich. Schließlich muss das Rad nicht immer wieder neu erfunden werden. Dennoch bin ich auch der Ansicht, dass sich nicht alles bis ins kleinste Detail regeln lässt.

Evolutionäre Systeme in komplexen Umwelten

Ich möchte das Thema noch mal aufgreifen, einfach weil es mich immer noch beschäftigt und ich auch immer wieder feststellen muss, dass nach wie vor versucht wird, in strenger – fast schon fundamentalistischer – Grundhaltung Prozesse in Stein zu meißeln. Das halte ich für extrem gefährlich. Besonders dramatisch dann, wenn jede Abweichung vom Prozess, vom formalen Regelwerk unabhängig von den Gründen sanktioniert wird und Mitarbeiter so eine sklavische „Prozessgläubigkeit“ eingeimpft wird. Damit erstarrt das System Unternehmen oder Organisation. Der evolutionäre Anpassungsprozess des Systems an seine sich verändernde Umwelt wird damit unterbunden. Der Tod eines jeden sozialen Systems (Unternehmen oder Organisationen sind soziale Systeme), dass vergleichbar einem lebendigen Organismus funktioniert. Dieser muss, will er überleben, sich permanent in einem evolutionären Prozess seinen Umweltbedingungen anpassen.

Natürlich kann mensch jetzt damit argumentieren, dass es Organisationen gibt, die sich in stabilen Umfeldern bewegen. Das sehe ich gänzlich anders. Die Welt war schon immer hochgradig komplex. Die Komplexität, die Land auf und Land ab überall beschworen wird, war schon früher da. Nur die Veränderungsgeschwindigkeit hat zugenommen. Selbst Organisationen, die sich bisher in einem Umfeld bewegt haben, dass sich durch langsame Veränderungsprozesse und geringe Veränderungsgeschwindigkeiten ausgezeichnet hat, werden mit feststellen, dass die Veränderungsgeschwindigkeit zunimmt und der Zwang zu evolutionären Anpassungen deutlich zunimmt. Aber auch diese Organisationen, konnten in der Vergangenheit nur überleben, wenn sie sich dem evolutionären Anpassungen erfolgreich gestellt haben.

„Neues Denken“

Diese neue Taktgeschwindigkeit erfordert flächendeckend eine neue Denk- und Handlungsweise, aber statt diese zu implementieren, wird häufig mit dem Gegenteil geantwortet. Mit der Folge, dass Strukturen und Prozesse verkrusten. Mit der Folge, dass Mitarbeiter, Führungskräfte und Kunden mehr denn je unter verkrusteten Strukturen leiden. Dabei sind diese neuen Denkmuster und Strukturen gar nicht so neu, wie uns mancher gewiefte Berater weiß  machen will. Ganz im Gegenteil. Sie sind oft Jahrhundert, gar sogar Jahrtausende alt und erfreuen sich einer Wiedererweckung und Wiederentdeckung durch uns. Und manches Prinzip gilt schon als vorbildlich.

Ich bin begeistert von Kaizen – dass gerne mit Lean Management in Verbindung gebracht wird – die Denkweise dahinter ist genau einer der Ansätze, die ich für zukunftsweisend halte. Und die Idee dahinter geistert ja nicht erst seit gestern durch die Literatur. Die ganzheitliche Betrachtung unter dem evolutionären Gesichtspunkt – perfekt gibt es nicht – aber wir werden täglich besser und überprüfen uns permanent aus einer ganzheitlichen Perspektive überzeugt mich besonders. Letztendlich ist dies auch die Ursache für meine Begeisterung für Agilität.

3 Kommentare zu „#GEDANKENBLITZ | Komplexität und evolutionäre Systeme

  1. Gott sei Dank haben arbeiten intelligente Menschen in den Systemen (AKA Unternehmen) !!!

    Die von turnusmäßig beauftragten Management-Beratungsunternehmen (Mc X et al.) erstellten sündhaft teuren Prozessvorgaben werden immer wieder nach den „par or­d­re du muf­ti“-Vorgaben eben von diesen intelligenten Menschen manchmal nur evolutionär, oft aber auch radikal angepasst, wenn nicht sogar einfach ignoriert.

    Warum?

    Die sich immer weiter und schneller drehenden Welten werden in den Prozess-Beschreibungen nicht berücksichtigt. Und noch viel schlimmer: die (betroffenen) Menschen kommen dort entweder gar nicht vor, oder werden maximal als (Human) Resource (ver-?) be-achtet.

    #think

    CU
    Boeffi

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