#GEDANKENBLITZ: Ohne Effektivität keine Effizienz

Gestern war ich wieder zu Gast auf dem connect.IT Scrumtisch in Heilbronn. Ich gehe sehr gerne dort hin. Die Diskussionen sind immer wieder lehrreich und bereichernd. Eine Diskussion des gestrigen Abends beschäftigt mich immer noch. Nämlich die Frage, warum messen wir? Entzündet hat sich der Ausgangsfrage, ob Agilität messbar ist, eine Diskussion darüber, ob wir Effizienz über die Effektivität stellen und wir häufig des reinen „Messens“ will Dinge messen. Die Diskussion hat mich nicht wirklich losgelassen und noch immer rattert die Denkmaschine und wirft weitere Fragen auf: Folgt Effizienz auf Effektivität oder umgekehrt? Welcher Zusammenhang besteht zwischen Effektivität und Effizienz? Überbewerten wir häufig die Effizienz und vernachlässigen sträflich die Effektivität?

Exkurs: Definition Effektivität und Effizienz

Effektivität beschreibt das Verhältnis zwischen Ergebnis und Ziel. Sprich, der Zielerreichungsgrad. Mit anderen Worten machen wir das Richtig. Die Frage ist also, ob etwas zielführend ist. Der Aufwand spielt bei dieser Betrachtung zunächst keine Rolle. Es geht um die Frage der Wirksamkeit. Nach meinem Begriffsverständnis ist damit auch die Frage nach dem „Warum“ und „Weshalb“ eng verbunden, da sich hieraus die Zielsetzung ableitet, die es zu erreichen gilt.

Der Begriff Effizienz bezieht sich auf das Verhältnis zwischen Aufwand und Ergebnis. Damit wird die Frage gestellt, ob wir es richtig im Sinne von einem möglichst geringen Mitteleinsatz tun. Es geht also nicht primär um Wirksamkeit, sondern um Wirtschaftlichkeit des Handelns.

Drei Hypothesen

Stellt Euch vor, ihr optimiert einen Prozess derart, dass er hochgradig effizient wirkt. Welchen Nutzen stiftet Euch der Prozess, wenn er nicht zur Zielerreichung beiträgt? Der Prozess ist optimiert und scheinbar effizient – aber nicht effektiv und letztendlich damit nicht wirtschaftlich. Wir haben Ressourcen für etwas verschwendet, dass wir gar nicht brauchen. Der Prozess kann jedoch hochgradig zielführend sein – aber wir verschwenden unnötigen Ressourcen (Zeit, Geld … ), weil er suboptimal ausgestaltet ist und damit unwirtschaftlich.

Im Ergebnis bin ich daher auf folgende Hypothesen gekommen:

  1. Ausgangslage ist grundsätzlich die Frage nach der Effektivität. Die Frage nach Effizienz macht nur dann Sinn, wenn wir die Frage nach der Effektivität unseres Handels definiert haben. Ohne Effektivität kann es keine sinnhafte Effizienz geben.
  2. Etwas kann hochgradig effektiv sein – aber noch lange nicht effizient. Umgekehrt gilt jedoch nicht, dass etwas ineffektiv sein kann und gleichzeitig effizient.
  3. Effizienz folgt auf Effektivität. Effektivität nicht auf Effizienz. Effektivität ist die Voraussetzung für Effizienz. Aber nicht umgekehrt.

Messen als Selbstzweck?

Was bedeutet dies für das Thema „Messung“? Die Ausgangsfrage muss in diesem Zusammenhang lauten: Warum messen wir? Was wollen wir damit erreichen? Ist die Messung zielführend oder messen wir, des Messens willens? Messen wir, um die „Zahlgläubigkeit“ zu befriedigen oder weil wir ein Ziel erreichen wollen? Welches Ziel wollen wir überhaupt erreichen? Und ist dieses Ziel durch die „Messung“ effektiv?

Mich beschleicht des Öfteren der Eindruck, dass wir nicht gerade selten „Messen“ des „Messens“ willens betreiben – aber die Frage, ob das Messen zielführend ist, nicht mehr stellen. Das Messen wird zum Selbstzweck, um das Bedürfnis nach „Zahlen“ zu befriedigen und damit Sicherheit vorzugaukeln. Im oben genannten Sinne weder effektiv und damit nicht effizient.

Ich freue mich auf Widerspruch aus Euren Reihen. Legt los!

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UPDATE 04.11.2015

Conny Dethloff hat auf Google Plus einen Kommentar hinterlassen, der mir als Ergänzung treffend scheint: https://plus.google.com/u/0/104079857020395331085/posts/T27Qo4ZSiaz

4 Kommentare zu „#GEDANKENBLITZ: Ohne Effektivität keine Effizienz

  1. Lieber Thomas,

    Messen ist so lange gut, wie man weiß

    – Messen erbringt nur schwarz vs. weiss Ergebnisse
    – was die Hintergründe, der Ergebnisse sind

    Oder aber etwas plakativ darstellen will.

    Ich persönlich bin daher nicht wirklich ein Freund des Messens, so ich es nicht unbedingt brauche!

    Und ziehe die Effektivität – auch da mir im (Berufs-)Alltag immer wieder das Gegenteil erfährt – definitiv der Effizienz vor!

    Natürlich soll ein Prozess dann auch mal effizient werden, aber erst dann, wenn vorher seine Effektivität bewiesen ist!

    Gruß Dirk

    Gefällt 1 Person

  2. Ein kurzer prägnanter Post. Auf den Punkt. Danke.

    Und ich bin voll bei Dir. Möchte man eine Rangfolge zwischen Effektivität und Effizienz bilden, dann kommt Effektivität vor Effizienz. Denn es ist erst einmal essentiell die „richtigen“ Dinge zu tun, also effektiv zu sein. Erst dann sollte man diese „richtigen“ Dinge auch „richtig“ umsetzen, also effizient sein.

    Allerdings lässt sich in komplexen Umfeldern ein „richtig“ oder „falsch“ den Handlungen nicht vor, sondern erst nach Ausführung dieser und abschließender Reflektion der Ergebnisse zuschreiben. Deshalb das Wörtchen „richtig“ auch in Anführungsstriche gesetzt. Deshalb sollte man mit dem Anspruch an „Effektivität und Effizienz zu sein“ in komplexen Umfeldern demütig umgehen.

    Viel wichtiger ist es einen geschlossenen Regelkreis aufzubauen, der es erlaubt schnell zu handeln, Ergebnisse des Handelns schnell wahrzunehmen, schnell Erkenntnisse zu generieren und dann auf Basis der neuen Erkenntnisse ggf. angepasste Handlungen vorzunehmen.

    Das ist die Kernaufgabe von Business Intelligence in Unternehmen. Es ist also nicht die Aufgabe von BI, dafür zu sorgen, dass „richtige“ Entscheidungen getroffen werden, sondern dass die Entscheidungen im Kontext zu den gesetzten Zielen im Unternehmen immer besser werden.

    BG, Conny

    Gefällt 2 Personen

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