#GEDANKENBLITZ | Kooperation ist effizienter und effektiver als der kurzfristige Egotrip

Seit längerer Zeit ein wiederkehrendes Gesprächsthema – egal mit wem ich mich unterhalte: Ellbogenmentatiltät, Egotripp und Me-First-Bewußtsein. So in etwa lassen sich mit drei Stichworten die Beobachtungen und Erfahrungen vieler Menschen – auch meiner Wenigkeit – zusammenfassen. Mensch kann sich nicht des Eindrucks erwehren, dass der Siegeszug der kurfristigen Gewinnmaximierung des scheinrationalen Homo Oeconomicus nahezu jeden Lebensbereich durchdrungen hat. Das Ganze ist für mich etwas widersprüchlich, denn nahezu jeder, der auf das Thema zu sprechen kommt, zeigt sich darüber irritiert und lehnt verbal dieses Verhalten ab. Und trotzdem ist es ein flächendeckendes Phänomen, auf das ich allerdings nicht vor habe näher einzugehen.

Persönlich vertrete ich folgende These: Kooperation ist effizienter und effektiver als der kurzfristige Egotrip. Wer dauerhaft möglichst viel für sich herausholen will, der tut gut daran zu kooperieren. Auch, wenn er scheinbar im ersten Moment damit weniger erreicht. Langfristig schont er die eigenen Ressourcen und erzielt eine bessere „Ausbeute“. Eigentlich keine neue These – schon die Theoretiker der Aufklärung haben sich ausführlich damit auseinandergesetzt. Und auch die Forschung belegt immer wieder: Kooperation statt gnadenloser Wettkampf sind nachhaltiger für das Ergebnis und den Erfolg.

Das wiederum funktioniert am besten mit schonungsloser Transparenz in der Zusammenarbeit, offener und ehrlicher Kommunikation. Das setzt einen wertschätzenden Umgang aller Beteiligten voraus. Ohne Scheuklappen, Berührungsängste und Standesdünkel. Dahinter verbirgt sich eine Denkweise, wie sie Popper formuliert hat:

„Was ich meine, wenn ich von der Vernunft spreche oder von Rationalismus, ist weiter nichts als die Überzeugung, dass wir durch die Kritik unserer Fehler und Irrtümer lernen können und insbesondere durch die Kritik anderer und schließlich auch durch Selbstkritik. Ein Rationalist ist einfach ein Mensch, dem mehr daran gelegen ist zu lernen, als recht zu behalten; der bereit ist, von anderen zu lernen, nicht etwa dadurch, dass er die fremde Meinung einfach annimmt, sondern dadurch, dass er gerne seine Ideen kritisieren lässt und gerne die Ideen anderer kritisiert.“ Karl R. Popper: Alles Leben ist Problemlösen, München 2005, S. 160

Diese Geisteshaltung spiegelt sich für mich im übrigen in Methoden wie Kanban und Scrum wieder. Beides Methoden, die diese Geisteshaltung ritualisiert sichtbar machen und mit ein paar simplen Regeln und Kniffen auf eine gemeinsame Basis für die Beteiligten stellen. Ganz ohne riesige Prozessketten, Dokumentationsberge und Regalmetern von Regelwerken.

4 Kommentare zu „#GEDANKENBLITZ | Kooperation ist effizienter und effektiver als der kurzfristige Egotrip

  1. Hat dies auf Wünschen. Wollen. Tun. rebloggt und kommentierte:
    Thomas Michl betont einen Punkt, den ich zur Zeit auch Tag für Tag ausspreche oder aussprechen könnte.

    Konkurrenz als leitendes Handlungsmuster einer Gesellschaft erscheint mir mehr und mehr als veraltet und hinderlich.
    Als Ergänzung zu einem Handlungsmuster der Kooperation mag Konkurrenz im Sinne eines Wettkampfs nützlich sein, aber für Entwicklung im Sinne eines gesunden, zufriedenen Lebens Aller (und Alle kann hier eine kleine Gruppe sein, eine größere gesellschaftliche Gruppe oder Menschen weltweit, sogar die kleinste Gruppe: Paare) nutzt es aus meiner Sicht nichts.

    Gefällt 1 Person

  2. Lieber Thomas,

    Danke für die klaren Worte. Ich spreche diese Gedanken zur Zeit auch oft aus und habe den Eindruck, dass ich es noch viel zu selten tue.

    @ Martin Bartonitz: Danke für den Link zu den Mythen der Konkurrenz. Eine prima Zusammenfassung!

    Gefällt 1 Person

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..